Wussten Sie, dass es im Zurlaubenhaus in Oberägeri einmal ein Kinderheim gab? Heime waren im Ägerital im 20. Jahrhundert keine Seltenheit, 1934 gab es in Oberägeri gar deren sieben. Entdecken Sie auf einem Dorfrundgang durch Oberägeri die faszinierende und teils bestürzende Geschichte der Kur-, Kinder- und Armenhäuser.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts bis weit ins 20. Jahrhundert gab es im Ägerital eine Vielzahl von Heimen. Viele dieser Heime entstanden aus der Not der Bevölkerung, andere waren für die Kur von Tuberkulose oder für die Disziplinierung der Bewohner bestimmt. Bei der Dorfführung lernen Sie laufend mehr über die sozialen Hintergründe der einzelnen Heime in Oberägeri.
Kurhäuser
Im Vergleich zu Unterägeri hatte Oberägeri eine nicht so grosse Tradition von Kurhäusern. In Unterägeri förderte der Arzt Dr. Josef Hürlimann das Kurwesen und machte das Ägerital zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer ernstzunehmenden Kurlandschaft, die körperliche und geistige Erholung und Gesundung versprach. Das Ägerital galt aufgrund seiner Höhenlage und des Sees als ideal für Luft-, Licht- und Wasserkuren. Mit der Gründung des Ländli 1911 hatte Oberägeri auch eine Anstalt, die Kuren anbot.
Kinderheime
In der Zwischenkriegszeit konnten sich neben den grossen Kuranstalten eine ganze Anzahl kleinere, als Familienbetriebe geführte Kinderheime etablieren. Sie waren weniger auf die Heilung und mehr auf Erholung, Erziehung, Spiel und Unterricht ausgerichtet. 1920 entstanden in Oberägeri das Knabeninstitut Dr. Pfister, 1933 eröffneten die beiden Heime Kinderlandhaus Lichtenau auf dem Gulm und das Erholungsheim Christofferus am See. 1934 entstand das private Säuglings- und Kinderheim Erika. Zudem gab es das Kinderheim St. Elisabeth im Zurlaubenhaus und das Kinderheim Blumenhof. Erst 1949 eröffnete das evangelische Kinderheim Lutisbach. Geführt wurden die Heime meistens von Frauen, in Oberägeri oftmals von den Menzinger Schwestern.
Armenhaus
Nebst dem Kurhaus Ländli und den Kinderheimen gab es in Oberägeri auch ein Armenhaus: Das von 1870 bis 1844 bestehende Bürgerheim Breiten. Es bot die Möglichkeit, die Armen einem straffen Regime zu unterwerfen und sie zu kontrollieren. Für die Betroffenen war der Eintritt eher zwiespältig: Zwar hatten sie ein festes Dach über dem Kopf, aber der neue Aufenthalt war oft diskriminierend.
Die Führung wird von der Historikerin und Oberägererin Stephanie Müller geleitet.
Treffpunkt: Zurlaubenhaus, Mitteldorfstrasse 2, Oberägeri
Dauer: ca. 75 Minuten
Hinweise: Die Führung ist barrierefrei und findet bei jeder Witterung statt, eine wetterfeste Bekleidung wird empfohlen.
Buchen Sie die Dorfführung für Ihre Gruppe unter: info@kulturaegeri.ch